Von Kopf bis Tisch perfekt gekleidet
Foto: Leitner Leinen

Von Kopf bis Tisch perfekt gekleidet

von Petra Sodtke
Montag, 05.11.2018
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Steife Blusen, Eintönigkeit, Einerlei – das war einmal. Heute können Hoteliers und Gastronomen aus einer riesigen Vielfalt an modisch-praktischer Berufskleidung auswählen, wenn sie ihr Team ausstatten müssen. Und haben eher das gegenteilige Problem: nämlich die Qual der Wahl. Anbieter wie die Erwin-Müller-Gruppe, DBL, MEWA oder der Trachtenausstatter Almsommer gehen auf sämtliche Wünsche ein. Bei den meisten kann man sogar aussuchen, ob man die Uniform kauft oder mietet, inklusive regelmäßigem Wäscherei-Service.

Entscheidungshilfen beim Kauf

Wer sein Team ausstattet, muss auf vieles achten: Material, Pflege & Hygiene (das zentrale Thema bei allen Textilien-Fragen!), Tragekomfort, Schnitt, Optik. Das eine bedingt das andere. Ludger Schikarski (DBL): »Das Material ist ein schnell erledigter Punkt. Eine gute, weil pflegeleichte Wahl ist hochwertiges Mischgewebe: Als Standard-Richtwert gilt: 65% Polyester und 35% Baumwolle.«

Ein essenzieller Punkt, denn: Berufsbekleidung – generell Textilien in Gastronomie und Hotellerie – muss sehr oft und hygienisch einwandfrei gewaschen werden können (Norm für industriewäschegeeignete Textilien: DIN EN ISO 15797), darf um des einheitlichen Erscheinungsbildes willen nicht an Farbkraft verlieren, soll atmungsaktiv, schnell trocknend, elastisch, angenehm auf der Haut sein.

Im Speziellen bei Koch- bzw. Latzschürzen für Service und Küche eignen sich außerdem hochwertiges Leder oder Canvas-Stoffe. Bei Hosen ist der Baumwollstoff Chino-Twill beliebt (Chinohosen), bei Kochjacken und -hosen besonders samtig-weiche, luftig-leichte, knitterfreie Baumwolle. Siegfried Horn von Hotelwäsche Erwin Müller rät: »Erkundigen Sie sich auch nach innovativen Materialien, bspw. Tencel oder Mako-Baumwolle.«

Beim Schnitt sollte man sich merken: Er darf die Bewegungsfreiheit und Bequemlichkeit nicht behindern. Jeder Mitarbeiter hat eine andere Körperform, nicht jedem steht alles gleich gut. Bernd Feketeföldi, MEWA Österreich, rät daher zu einer breiten Größenauswahl, der Möglichkeit, Sondergrößen anzufertigen, und zur Wahl einer Kollektion mit vielen Artikeln in unterschiedlichen Schnitten und Ausführungen. Damit bedenkt man auch mögliche Fluktuation und Einkleidung von Aushilfen mit.

Zu guter Letzt das Wichtigste zur Optik: Diese soll mit dem Stil des Betriebs, also etwa klassisch oder eher modern, konform gehen. »Heutzutage dürfen Uniformen einen leichten Hauch von Freizeitmode haben«, so Schikarski. »Das bedeutet: weniger Körperbetontheit, dafür etwas mehr Lässigkeit. Aber nicht übertreiben! Nicht zu viele Casual-Elemente, lautet die Devise.«

Optik der Mitarbeiter
Foto: MEWA

»Wir sind ein Team!« – So sieht das der Gast sofort

Sind die Basics erledigt, geht es an den Feinschliff. Durch ausgewählte Details und clevere Schnitte lässt sich die Berufsbekleidung zu etwas Besonderem machen. Sind Details nicht nur schön, sondern zudem auch praktisch und gut mit anderen Modellen, Farben, Accessoires kombinierbar – perfekt.

Bspw. sind bei Kochschürzen für Service und Küche Stift-, Bauch-, Brusttaschen oder Geschirrtuchlaschen praktische Hingucker (Trendfarben: Denim, Sand, Beige). Edle Akzente setzen Lederbänder in Nacken oder Taille. Kochjacken, bei Damen leicht tailliert, punkten mit modischen Dreiviertelarmen und praktischen Details, Hosen mit Stift-Tasche auf einem Oberschenkel und bequemem Dehnbund im Rücken. Über Accessoires, wie z.B. Krawatten bei den Herren, Tücher bei den Damen, Farben und Logos – z.B. als Einstickungen am Kragen von Hemd und Bluse –, bringt man die Corporate Identity, das »Wir sind ein Team«, zum Ausdruck, erklärt Feketeföldi.

Wichtig: Das einheitliche Erscheinungsbild geht von Kopf bis Fuß. Ist man beim Schuhwerk nachlässig (das Personal trägt irgendeinen schwarzen Schuh), läuft man Gefahr, sich den schönen Gesamteindruck mit diesem Detail zu zerstören. Hier gilt es, den Spagat zu schaffen zwischen Formschönheit und der Erfüllung gesundheitlicher und praktischer Aspekte. Wie, das verrät Jürgen Stemmler von ABEBA Berufsschuhe: »Oberstes Gebot: Der Schuh ist rutschfest (Fachausdruck: Rutschhemmung). Er soll herausnehmbare Einlagesohlen, gutes, nicht zu weiches Fußbett, eine gute Dämpfung haben und der europäischen HACCP-Verordnung für alle lebensmittelverarbeitenden Bereiche genügen.«

Im Trend: aus eins mach viele

Ein Konzept, das man kennen sollte und das zunehmend gefragt ist, weil es so unkompliziert ist, ist das Baukastensystem, das viele Ausstatter an­bieten – ein System, mit dem übrigens Airlines ihre Crews schon lange einkleiden. Das Prinzip in aller Kürze: Einige schlichte, neutrale Basics werden mit zahlreichen Teilen kombiniert. So vielfältig die Teile sind, in Summe ergeben sie ein stimmiges Ganzes über alle Bereiche hinweg. So sieht das Team immer wieder anders und doch einheitlich aus, im Nu sind sämtliche Abteilungen ausgestattet. Ludger Schikarski (DBL) erklärt: »Als Basics nimmt man etwa moderne Chinohosen. Das Service-Team trägt Blusen/Hemden und Schürzen dazu, Mitarbeiter aus dem Spa-Bereich lässige T-Shirts. Das Management trägt eleganten Blazer/Sakko, Mitarbeiter mit Outdoortätigkeiten wärmende Fleece- oder Pilotjacken. Dazu kommen Accessoires von Tuch bis Cap je nach Abteilung.« Das funktioniert auch mit Trachtenuniformen. Ursula Schaidreiter (Almsommer): »Die Damen werden mit einem Dirndl mit drei verschiedenen Schürzen ausgestattet, die Herren kombinieren verschiedene Hemden und Krawatten.«

Mit der Wahl des richtigen Tisch Sets
Foto: Leitner Leinen

Tafelgenüsse: Dieses Material hat so viel mehr Potenzial – nutzen!

Wichtigstes Learning bisher: Kosten-, zeit- (und nerven-) sparend sind Baukastensysteme. Textilien passt man nicht nur an den Stil des Hauses, an Einrichtung und Ambiente an. An erster Stelle stehen Fragen zur Reinigung & Hygiene, sprich: Auf die Wahl der richtigen Materialien (hohe Qualität ist ein Muss) ist zu achten, daraus leitet sich alles Weitere ab. Das gilt bei Uniformen genauso wie beim Kauf von Tisch- und Bettwäsche. Was sollte man speziell zur Tischwäsche wissen? Horn (Erwin Müller): »Ideal sind pflegeleichte Allrounder für drinnen und draußen mit hoher Lichtechtheit. Ob in Uni oder Ton-in-Ton-Struktur, die Tischwäsche sollte sich gut kombinieren lassen, egal, welche Tafel man gestaltet. Im Trend ist die Farbe Taupe.« Dabei muss es nicht mal das mächtige Tischtuch sein, denn nach wie vor ist der Purismus-Trend angesagt: Ausgewählte Tischsets und Servietten sprechen die beliebte Weniger-ist-mehr-Sprache.

Vom Material her ist man mit erstklassiger Baumwolle stets gut beraten. Dennoch sollte man sich diesen Tipp von Jakob Leitner von Leitner Leinen (www.leitnerleinen.com) unbedingt zu Herzen nehmen: »Wir bieten zwar auch hochwertige Baumwollstoffe an. Wer Wert auf besonders exklusives Ambiente legt, sollte meiner Meinung nach dennoch zu Leinentischwäsche greifen. Egal, ob klassisches oder modernes Interieur – Leinenstoffe fügen sich in jede Umgebung wunderbar ein.«

Tatsächlich: Leinen hat so viel mehr Potenzial, als nur rustikalen Charme auf der Tafel zu versprühen, wofür es vornehmlich eingesetzt wird. Leinen schafft Luxus. Was aber ist mit der angeblich so schwierigen Pflege dieses Materials? Jakob Leitner klärt auf: »Wichtig ist, sich eine Wäscherei zu suchen, die auch auf Leinenpflege eingestellt ist – nachfragen! Hat man den richtigen Partner gefunden, ist es ein äußerst dankbares Material und gutes Investment: Leinen hat nämlich, bei richtiger Pflege, eine längere Lebensdauer als Baumwolle.«

Ende der weißen Ära? Naja, zumindest mal zwischendurch

Ein wenig Offenheit für Neues schadet auch nicht bei den Schlafzimmer-Textilien. Die klassische weiße Hotelwäsche hat viele moderne Ergänzungen erhalten, sagt Horn (Erwin Müller): »Naturfarben und zarte Pastelltöne liegen im Trend. Ebenso der Luxus-angehauchte Chambray-Look – ein leichtes Baum­wollgewebe mit farbigem Schuss in der Leinwandbindung. Kombiniert mit Kissen in Uni oder Streifenmuster lässt er sich stilvoll individualisieren.« Beim Design ist Stehsaum an den Kopfkissen oder filigrane Lochstickerei beliebt, der altbewährte doppelt abgesetzte Zierstich wird gern mit den Farben Sand, Blau-Grau oder Anthrazit ins Jetzt geholt. Nach wie vor ist pflegeleichte Seersucker-Wäsche gefragt (Mischgewebe mit Kreppeffekt), sagt Horn (Erwin Müller). Wichtig in jedem Fall: Erste Wahl sind langlebige, strapazierfähige, bei hohen Temperaturen waschbare Materialien in geprüfter Qualität (keine gesetzlich verbotenen, bedenklichen Substanzen, garantierte Farbechtheit, hautfreundlicher pH-Wert) und versehen mit Hotelverschluss, denn das spart Zeit, das Zimmermädchen kann schnell wechseln.

(Erst-) Ausstattung des Teams leicht gemacht

Gesammelte Experten-Tipps in 6 Schritten:

  1. Finanzen: Welches Budget steht zur Verfügung?
  2. Mieten oder kaufen: Uniform leasen hat viele Vorteile: eigener Organisationsaufwand entfällt, klar kalkulierbare Kosten, viel Service (Beratung, Wäscherei) usw.; Nachteil: vertragliches Festlegen auf ca. 3 bis 5 Jahre.
  3. Nachkaufmöglichkeit: Der Lieferant sollte die Kollektionsteile mind. fünf Jahre nachliefern können (Fluktuation, Aushilfen, Verschleiß).
  4. Planung: Bedarfsanalyse (Richtwert: pro Mitarbeiter mind. drei Uniform-Garnituren einrechnen: eine zum Tragen, eine in Reinigung, eine zum Wechseln), viele unterschiedliche Größen, Stil, Material, Farben, Logo, Schnitte, Anforderungen der Arbeitsbereiche mitdenken (Büro vs. Service, Outdoor vs. Indoor), Logistik.
  5. Mitarbeiter miteinbeziehen (!): Anproben, ca. 1 Monat Probetragen, Feedback (Optik, Komfort, Passform, Identifikation mit Uniform), Anzahl abhängig von Betriebsgröße; ggf. plus Betriebsrat.
  6. Reinigung: passende Wäscherei finden (auf verwendete Materialien eingestellt?), besser zentrale Organisation statt Personal selbst reinigen lassen (im Sinne der Corporate Fashion).

Quellen: DBL, Erwin Müller, MEWA, Almsommer

Der Original-Text aus dem Magazin wurde für die Online-Version evtl. gekürzt bzw. angepasst.
Fotos: Messe Stuttgart

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