Spa(ß) muss sein!
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Spa(ß) muss sein!

von Michael Eichhammer
Donnerstag, 10.08.2017
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Schon die alten Römer wussten Wellness in der Therme zu schätzen. Bis heute erfreuen sich Pool, Sauna und Co. großer Beliebtheit. »Die Sauna zählt im Hotel mittlerweile zum Grundkomfort«, weiß Hans-Jürgen Gensow vom Deutschen Sauna-Bund e.V. »Wellnessbereiche gehören zur gehobenen Ausstattung.« Damit der Spa-Bereich nicht wie ein alter Hut wirkt, braucht es etwas Besonderes.

Positiv aufzufallen gelingt – wie so oft im Leben – dabei in erster Linie über den ersten Eindruck. Das Design des Wellnessbereichs trägt schließlich nicht unerheblich zur Meinungsbildung des Gastes über das Hotel bei. Je unverwechselbarer dieser Bereich gestaltet ist, desto besser. Außerdem hat Wellness – wie der Name sagt – mit Wohlfühlen zu tun, deshalb sollte der Spa-Bereich diesem Anspruch auch optisch gerecht werden. Als feuchte, heiße und dampfende Visitenkarten des Hauses vermitteln Pool, Sauna, Dampfbad oder Infrarotkabine im Idealfall den Eindruck von Klasse, Stil, Komfort und Luxus. Veraltete Optik oder ein beengtes Raumangebot dagegen zerstören die Wohlfühl-Atmosphäre ebenso schnell wie offensichtliche Hygiene-Mängel oder muffiger Geruch.

Düstere Holzkisten haben ausgedient

»Das Design spielt eine große Rolle und der Trend geht schon dahin, dass die Ausstattung luxuriöser wird«, so Axel Diedenhofen, Geschäftsführer des Bundesfachverbands Saunabau, ­Infrarot- und Dampfbad e.V. Statt der klassischen Holzpaneele, die man kennt, kommen alle möglichen Holz-, Größen- und Formvarianten hinzu. »Dazu Naturstein, Salzblöcke, das Spiel mit dem Ofen, der prominent inszeniert oder als Unterbankofen unsichtbar gemacht werden kann«, berichtet Diedenhofen. Was die Beleuchtung angeht, bieten LEDs neue Möglichkeiten – vom Farbspiel bis zum Sternenhimmel. »Die Zeiten der Holzkiste mit einer düstern Lampe in der Ecke ist vorbei«, so der Saunaexperte.

Das Auge entspannt mit

Ob Sauna, Pool und Co. futuristisch oder klassisch gestaltet sind, ob dekadenter Protz oder minimalistisches Understatement das Bild prägen, ob sie Natürlichkeit verkörpern oder im Hightech-Look daherkommen – erlaubt ist, was gefällt. Denn der Trend geht zur Individualisierung. Wichtig ist jedoch, dass der Wohlfühlbereich sich hinsichtlich Formensprache und Farben harmonisch in das Gesamtbild und die Ausrichtung des Betriebes einfügt. Ein Luxusresort hat eine andere Zielgruppe als eine familiengeführte Pension, ein Sporthotel eine andere als ein Designhotel.

Trotz aller Vielfalt: »In« ist in der Architektur derzeit schlichte Eleganz. Eine klare, im wahrsten Wortsinn geradlinige Formensprache: »Die neuen Designs lassen sich auf die Formel ›prächtig statt protzig‹ bringen«, weiß Dieter C. Rangol, Geschäftsführer des Bundesverbandes Schwimmbad & Wellness e.V. »Puristische Formen und klare Linien überwiegen.« Die Reduktion der Architektursprache darf allerdings einhergehen mit einem »Mehr ist mehr« in Sachen Erlebnisangebot: Sprudel, Schwallduschen, Massageliegen unter Wasser, Whirlpools oder Action-Rutschen erweitern den ­Wasserspaß. Ob die Gäste mehr Wert auf Trubel oder auf innere Einkehr und Stressabbau legen, sollte man vor der Realisierung des Bauvorhabens wissen.

Wer auf Natur setzt, fährt in der »Pool«-Position

Eine Gegenströmung zum Futurismus mancher Designideen ist die Rückkehr zur Natur. Das gilt sowohl für die Materialien in der Sauna als auch für den Trend zu Schwimmteichen und Natur-Pools, der auch im Hotelbereich spürbar ist. Sie bieten den Gästen u. a. eine »natürliche« Wasserqualität. Der Verzicht auf Chlor oder andere chemische Zusätze soll dabei nicht nur die Umwelt, sondern auch die Haut der Badenden schonen. Gastgeber, die wissen, dass sie eine naturbewusste Klientel beherbergen, können mit dem Mehrwert eines Schwimmteichs oder eines Natur-Pools hervorragend »Treuepunkte« sammeln.

Moderne Indoor-Pools holen die Natur ins Haus

Während der Badespaß im Freien immer wetter­abhängig ist, garantiert ein Indoor-Pool bei jeder Witterung Vergnügen. Und auch hier kann man den Trend zum grünen Lifestyle umsetzen. Zum Beispiel technisch: Mit der Investition in eine biologische Wasseraufbereitung, zum anderen durch die Wahl von nachwachsenden Rohstoffen und die Nutzung baubiologisch unbedenklicher Materialien.

Eine offene Gestaltung durch Glasfronten und eine ebenerdige Positionierung des Pools oder des gesamten Spa-Bereichs stellt durch die visuelle Verbindung zum Draußen beim Gast das Gefühl einer direkten, unbegrenzten Verbindung zur umgebenden Natur her. Neben Transparenz und Weite sind auch natürliche Farben im Kommen. Wer es sich leisten kann, geizt bis ins letzte Detail nicht mit Reizen: Hochwertige Werkstoffe wie Edelstahl, Glas oder Natursein sind auf dem Vormarsch. Selbst Einbauteile wie Bodenabläufe und Zubehör sollen heute den Luxus der Anlage unterstreichen. Denn in einer Welt, in der Zeit zunehmend zum Luxusgut wird, sind Objekte, die der Erholung dienen, das neue Statussymbol.

Bei der Kalkulation nicht ins kalte Wasser springen

Festzuhalten bleibt: Die Investition in Sanierung oder Neubau lohnt sich, denn aktive Erholung »inhouse« ist im Tourismus ein zunehmend gefragtes Thema. Der aktuelle ADAC Reise-Monitor bestätigt: Ein Wellnessurlaub zählt neben Badeurlaub und Rundreise zu den beliebtesten Urlaubsvarianten – noch vor Kreuzfahrt, Abenteuer- oder Kulturreise.

Wer Gästen einen Urlaub anbieten kann, bei dem das Hotel nicht nur ein Schlaf- und Frühstücks-Ort ist, sondern ein Teil des ­Erholungsprogramms, überzeugt potenzielle Kunden leichter davon, beim Suchen nach einem Reiseziel nicht in die Ferne zu schweifen. Ein weiterer Aspekt für einen attraktiven Wellnessbereich: Pool, Sauna und Co. trösten Gäste darüber hinweg, wenn Outdoor-Aktivitäten wetterbedingt ins Wasser fallen.

 

Nachgefragt: Spa-Design-Experte Rolf Glantz

Gefragt sind innovative Konzepte mit Mehrwert

Spa Design Experte Rolf Glantz
Foto: Klafs

Das Unternehmen Klafs gilt international als Referenz in Sachen innovative Saunalösungen, Pools und Spas. Rolf Glantz, Leiter Architektur und Design, sprach mit uns über Trends.

Wo spart man beim Bau eines Spa-Bereichs am falschen Ende?
Die Investition in einen Spa-Bereich sollte immer auf die ­gesamte Lebensdauer betrachtet werden. Denn was nutzt ein – auf den ersten Blick – günstiger Anschaffungspreis, wenn die angebotenen Produkte in den Punkten, die bei gewerblichen Anlagen besonders wichtig sind, wie Qualität, Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit, nicht mit den marktführenden Lösungen mithalten können? Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ­genauso wichtig: Hoteliers sollten die Betriebskosten in ihr Kalkül miteinbeziehen. Mit ausgeklügelten Lösungen sind Energieeinsparungen bis zu 35 Prozent möglich – ohne ­Komforteinbußen für die Gäste.

Was macht einen guten, modernen Spa-Bereich aus?
Erfolgreiche Spa-Bereiche haben eine Gemeinsamkeit : eine ganz klare Positionierung. Die Frage nach dieser Positionierung und einem eindeutigen Alleinstellungsmerkmal, mit dem sich der Hotelier deutlich von seinen Wettbewerbern abgrenzt, sollte ­deshalb immer am Anfang der Planungen stehen.

Welche Trends in Sachen Design und Technik zeichnen sich ab im Spa-Bereich?
Heute sind besondere, innovative Konzepte gefragt, die den ­Gästen echten Mehrwert bieten und damit für ordentlich werbe­wirksamen Gesprächsstoff sorgen – Stichwort: Mund-zu-Mund-Propaganda. Besondere Aufgussrituale werden immer beliebter. Ein Beispiel: Wird der Ofen prominent in den Mittelpunkt des Sauna-Erlebnisses gerückt, zentriert er die Aufmerksamkeit der Badegäste auf sich und lässt sie um sich herum zusammen­rücken. So entsteht eine archaische und doch ­moderne Lagerfeueratmosphäre. Wir spüren auch verstärkt ­einen Trend, dass immer mehr Hoteliers große Panorama-Fenster oder gar komplette Panorama-Glasfronten mit Blick in die Natur umgesetzt haben wollen. Ein Spa mit Aussicht ist unserer Erfahrung nach definitiv eine wichtige Besonderheit, welche die Gäste sehr zu schätzen wissen.

Digitaltechnik geht baden

Nach dem »Smart Home« ließ der »Smart Pool« nicht lange auf sich warten. Die Digitalisierung macht eben auch vor Sauna und Pool nicht halt. Die Mess- und Regeltechnik von ProMinent lässt sich mit einer Software auf dem PC oder auch mobil per Tablet steuern. »Die App erspart dem für den Pool verantwortlichen Techniker den Weg. Eine Viertelstunde Zeitersparnis ist viel wert im Hotelbereich, zumal der Mitarbeiter in der Regel auch für andere Bereiche als den Pool zuständig ist«, so Markus Rösch, Branchenmanager Pool & Wellness bei ProMinent. So lange alle Parameter im grünen Bereich sind zumindest. Färbt sich ein Element Orange, sollte eine Visitation eingeplant werden. Rot dagegen signalisiert, dass sofortiges Einschreiten vor Ort ratsam ist.

www.aquanale.de
Der Original-Text aus dem Magazin wurde für die Online-Version evtl. gekürzt bzw. angepasst.

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